Der neue VW Caddy - ein echter Allrounder

Der VW Caddy ist einer für alle - und einer für alles. Ein fahrbarer Werkzeugschrank für Handwerker, ein Stauwunder für Lieferanten, ein Taxi für die ganze Familie oder ein Freizeitauto für Sport, Spaß und Spannung. Nach über drei Millionen verkaufter Exemplare rollt Ende November die fünfte Generation an.


Der VW Caddy ist einer für alle - und einer für alles. Ein fahrbarer Werkzeugschrank für Handwerker, ein Stauwunder für Lieferanten, ein Taxi für die ganze Familie oder ein Freizeitauto für Sport, Spaß und Spannung. Nach über drei Millionen verkaufter Exemplare rollt Ende November die fünfte Generation an. Der Motor-Informations-Dienst (mid) konnte die Wunderkiste schon mal testen.

Von wegen schnödes Nutzfahrzeug! Der neue Caddy ist mehr. Weil er auf der gleichen technischen Plattform (Modularer Querbaukosten MQB) gebaut wird wie der aktuelle Golf, ist er zwar ein Nutzfahrzeug mit großem Nutzen, aber er hinkt nicht mehr jahrelang hinter den neuesten technischen Entwicklungen her, sondern bekommt bereits zum Modellstart Ende November alles mit, was auch im Golf erhältlich ist. Das fängt beim Cockpit an, das es von analog bis voll digital gibt.

Innovision heißt es auch bei Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) und lässt sich in verschiedenen Varianten darstellen. Traditionell mit Rundinstrumenten, aber auch ziemlich spacig wie in einem Raumschiff. Der Infotainment-Screen wächst je nach Geldbeutel auf eine Größe von 10,25 Zoll und auch bei den digitalen Assistenten greift Volkswagen ganz oben in das Regal, in dem normalerweise die feinen Dinge für die Luxusautos liegen. Mit dem Travel-Assist kann man teilautonom fahren, der Trailer Assist macht das Einparken mit einem Anhänger zum Kinderspiel und auch beim Ausparken greift der Computer helfend ein.

In Deutschland ist der Kastenwagen vor allem als Pkw beliebt. Das heißt: Hier hat das Auto hinten Fenster und kann mit bis zu sieben Sitzen bestuhlt werden. 55 von 100 verkauften Modellen gehen quasi für "zivile" Zwecke über den Verkaufstresen. In ganz Europa begeistert der Kastenwagen ohne Fenster vor allem Handwerker und Lieferanten. 60 Prozent kaufen den Lastesel, nur 40 Prozent das Familienshuttle.

Aber über eines dürfen sich alle Kunden freuen: Der Caddy wird noch viel größer. Das trifft vor allem auf die Maxi-Variante zu. Die ist jetzt 4,85 Meter lang und bietet damit 35 Zentimeter mehr als die normale Variante. Auch wächst hier die Spurbreite, damit zwischen den Radkästen nun auch eine Europalette Platz findet. 123 Zentimeter stehen hier zur Verfügung. Aber auch von der Seite kriegt man mittlerweile so ein Teil (die weltweit meistverbreitete Größe liegt bei 120 x 80 Zentimeter) hinein. Denn auch die Schiebtüren sind im Caddy Maxi auf stattliche 85 Zentimeter gewachsen. Das sind Maße, die ein Gesamtvolumen von 3,7 Kubikmetern ermöglichen. Ein Traum für jeden Lademeister. In der Pkw-Version (kleiner Radstand) sind es immerhin noch 2,6 Kubikmeter oder 700 Kilogramm Nutzlast (Cargo: 780 Kilo).

Bei den Motoren greift die Nutzfahrzeug-Abteilung auf das moderne Antriebs-Portfolio zu, das auch im Golf 8 seine Dienste leistet. Die Diesel-Triebwerke sind mit dem Twin-Dosing-Verfahren ausgestattet. Dabei werden die Abgase von gleich zwei Katalysatoren durch die Einspritzung von Harnsäure vom Stickoxid befreit, so dass der Ausstoß weit unter den vorgeschriebenen Grenzwerten bleibt. Das Leistungsspektrum reicht bei den 2,0 Liter großen Selbstzündern von 75 über 102 bis hin zu 122 PS. Erst in der stärksten Variante kann man auch Allradantrieb haben, allerdings nur mit Handschaltung. Wer einen Benziner will, muss das 1,5 TSI-Triebwerk mit 114 PS nehmen, wahlweise mit Handschalter oder Automatik. Später wird auch ein Hybrid-Antrieb nachgeliefert.

Im ersten mid-Test genehmigt sich das 75-PS-Diesel-Aggregat knapp 5,4 Liter im Stadtverkehr. Das 122-PS-Triebwerk mit seinen 320 Newtonmetern (Nm) Drehmoment erweist sich als kleiner Schluckspecht. 7,5 Liter Diesel vermeldet der Bord-Computer nach flotter Überlandfahrt mit längeren Autobahnpassagen und Spitzengeschwindigkeiten bis zu 180 km/h. Hier zeigt sich auch die Schwäche des neuen Caddys. Trotz eines sehr ordentlichen cw-Wertes von 0,30 gibt der hohe Aufbau die Windgeräusche voll weiter. Vor allem ab Tempo 130 wird es laut in der Kabine. Und auch der Dieselmotor ist kein Leisetreter. Bei geringen Drehzahlen rattert es ordentlich in der Kiste, bei höheren Drehzahlen sägt er laut und damit auch an den Nerven.

Bye bye Blattfedern - jetzt wird es komfortabel. Deutlich gewonnen hat das Fahrwerk. Zwar gibt es keine Mehrlenker-Hinterachse wie im Golf, aber durch ein paar technische Kniffe reagiert das Fahrwerk ähnlich stabil und agil. Das merkt man auch beim Fahren. Hier ist man nicht in einem Transporter unterwegs, sondern mehr in einer Limousine. Die Wank-Kräfte sind erstaunlich gezähmt, sogar das Cargo-Modell fährt sich angenehm komfortabel. Auch dank der neuen Federung. Zum ersten Mal kommen Schrauben- statt Blattfedern zum Einsatz.

Ebenfalls zum ersten Mal gibt es den Caddy ab Werk auch als kostengünstigen Campervan. Dazu hat man einfach eine kleine Bordküche mit fest installierter Gasflasche eingebaut. Schon sinken Steuern und Versicherung - und damit fängt die große Freiheit schon im kleinen Caddy an. Analog zu den T-Modellen heißt diese Variante jetzt auch California und ersetzt das Modell Beach. Ordentlich Platz hat man im Bett. Es ist ausklappbar und mit Tellerfedern ausgerüstet. Es misst knapp zwei Meter in der Länge und ist 1,07 Meter breit. Bei solchen Maßen sollte die Liebe noch jung sein.

Das mid-Fazit: Mit der Technik des neuen Golf macht dieser Caddy einen großen Sprung nach vorne. Für knapp 21.000 Euro (Cargo-Variante), respektive rund 25.000 Euro (Pkw-Version) bekommt man einen günstigen Allrounder, der sogar fröhlichen Fahrspaß bietet.

Rudolf Bögel / mid

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